Dosendrehmaschine

 

1947 litten die Menschen in Deutschland immer noch sehr unter den Folgen des Krieges und der Nazizeit. Die ersten Monate des neuen Jahres gingen als » Hungerwinter« in die Geschichte ein. Vor allem in den Städten litten die Menschen unter Hunger und mangelnder Versorgung mit Heizmaterial. Die große Zahl der Flüchtlinge, die zur Einquartierung auf die Höfe und in die Wohnhäuser der Landbevölkerung gebracht worden waren, verschlimmerte die Situation für alle. Es gab häufig Spannungen zwischen den Einheimischen und den Zugereisten, von denen viele damit beschäftigt waren, die Familien wieder zusammenzubringen. Die Soldaten, die aus der Kriegsgefangenschaft zurückkamen, wussten häufig nicht, wo ihre geflüchteten Familien jetzt lebten und ob sie noch lebten.

Wer Glück hatte, konnte in der Landwirtschaft arbeiten und wurde so mitversorgt.

 

In Bokel/Mansholt lebte von 1945 bis 1947 Margot Kloppenburg auf dem Hof der Familie. Nach der Bombardierung ihrer Schokoladenfabrik und ihres Wohnhauses, waren sie nach Mansholt geflüchtet. Ihr Mann, Heinrich Kloppenburg, ist in Wiefelstede geboren, da, wo heute unser Rathaus steht. Beide hatten in Wernigerode eine Schokoladenfabrik betrieben. Diese war zum Kriegsende zerstört worden. So flüchteten Mutter und Tochter zur Familie ihres Mannes, die zum Teil in Mansholt lebte.

 

1947 zog Margot zurück in den Harz. Was sie dort wiederfinden, eintauschen oder auftreiben konnte, nahm sie an sich und begab sich damit auf Schmuggelfahrt in Richtung Bokel. Zu Fuß und mit der Eisenbahn versuchte sie sich durchzuschlagen, immer in der Angst vor den Soldaten in der russischen oder der britischen Zone. In Bokel wurden ihre Schätze umgetauscht und Wurst, Fleisch und Schmalz machten sich auf ihrem Rücken auf den Weg zurück in den Harz. Aus dem sächsischen Bereich war Margot Kloppenburg an eine Dosendrehmaschine gekommen. Bis heute ist nicht klar, wie die zierliche Frau es geschafft hat, dieses schwere Gerät bis nach Bokel zu transportieren. „Meine Mutter war zierlich, hatte aber eine ungeheuer starke Willenskraft“, erinnert sich Doris Stock.

 

Auf dem Land waren diese Geräte sehr gefragt, eröffneten sie doch weitere Möglichkeiten, Lebensmittel haltbar zu machen, um sich in der erntelosen Winterzeit versorgen zu können. Die Dosenverschließmaschine landete so auf dem Hof der Familie Klarmann. Von dort gelangte sie dann als Schenkung 2020 ins Heimatmuseum Wiefelstede, wo sie als Ausstellungs- und Erinnerungsstück hervorragende Dienste leistet.